Andacht zum Monatsspruch Februar 2019

Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

(Röm. 8,18)

Mit Bergstiefeln und Wanderstöcken war ich eigentlich gut ausgestattet, aber trotzdem war der Weg nach oben sehr mühsam und auch nicht ganz gefahrenfrei. Das lag nicht etwa daran, dass der Berg besonders hoch oder steil gewesen wäre – es war der Weg selbst, der mir Probleme bereitete. Denn dieser steinige Pfad bestand praktisch nur aus grauem, losen Schotter, der bei jedem meiner Schritte wegrutschte. Meine Füße fanden fast keinen Halt mehr.
Der Croagh Patrick gilt als der heilige Berg Irlands. Er liegt im Westen der Insel und ist 764 m hoch. Bei einer Reise hatte ich mir fest vorgenommen, ihn zu besteigen. Während ich mich den Berg wirklich hochquälte, war ich sehr erstaunt, als mich eine Gruppe Iren fröhlich schwatzend überholte, alle mit Flip-Flops an den Füßen und ohne jegliche weitere Ausrüstung. Später erfuhr ich dann, was sich an jedem letzten Juli-Sonntag am Berg zuträgt: Dann steigen alljährlich um die 25.000 Pilger – viele von ihnen barfuß – den Berg hoch. Einige beginnen ihren Aufstieg schon mitten in der Nacht mit einer Fackel in ihrer Hand.
Irgendwann kam ich auch am Gipfel an und der Weg mit all seinen Schwierigkeiten war sofort vergessen. Oben eine kleine, einfache Kapelle, in der auch ich betete. Dann ein wirklich, wirklich atemberaubender Blick auf die Meeresbucht von Clew Bay mit ihren über hundert kleinen Inseln. Irgendwie wie Südsee, nur eben im äußersten Westen Europas.
Viele von uns haben es in ihrem Leben schon erlebt, oder erleben es gerade: Da ist der Lebensweg steil und voller Tücken, da finden unsere Füße keinen Grund mehr, da haben wir das Gefühl nicht voran zu kommen, während andere einen scheinbar ohne jede Mühe überholen.
Was mich am Croagh Patrick nicht hat aufgeben lassen, war – neben meinen Ehrgeiz – das Wissen, dass sich der Aufstieg wirklich lohnen muss: Zehntausende Iren können nicht irren.
Paulus schreibt in unserem Monatsspruch: „Ich bin überzeugt …“ – und ich will mich von ihm überzeugen lassen: Es ist richtig, auch bei den steilen Wegstrecken nicht den Mut und die Hoffnung zu verlieren, denn Gott will uns auf Gipfel führen, die uns alle Mühen und alles Leiden werden vergessen lassen. Gott will uns auf Gipfel führen, in dieser und in der kommenden Welt.
Bei meinem herrlichen Aufstieg auf den Croagh Patrick habe ich übrigens nur einen echten Fehler gemacht: Ich bin den Weg alleine gegangen. Auch daraus habe ich gelernt.

Ihr Georg Wieberneit, P.