Andacht zum Monatsspruch Juli 2018

Monatsspruch Juli 2018

Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt.

Hosea 10,12

In der Zeitung habe ich gelesen: Politiker fordern mehr Gerechtigkeit in den Wartezimmern von Ärzten. Wahrscheinlich kennt mancher von Euch und Ihnen diese Situation: Ich sitze im Wartezimmer eines Arztes. Mein Termin war vor einer halben Stunde. Am Anfang versuche ich das System zu durchschauen. Als ich in das Wartezimmer kam waren zwei Leute vor mir da. Okay, die werden noch vor mir dran sein.
Als dann ein neuer Patient in das Wartezimmer kommt, gehe ich davon aus, dass ich auf jedem Fall vor ihm dran bin. Das ist ein Irrtum. Er kommt sofort als nächster dran – ist das gerecht? Auch wenn dieser Mensch ein Privatpatient ist, erlebe ich das nicht als gerecht.
Da möchte ich Gerechtigkeit einfordern.
In diesem Denken irritieren mich die Worte des Propheten Hosea. Er fordert dazu auf Gerechtigkeit auszusäen. Aussäen erscheint mir als das Gegenteil von einfordern.

Hosea hatte den Auftrag die Menschen zu einem Neuanfang aufzurufen. Er forderte sie dazu auf, ganz neu anzufangen, wie ein Bauer der ein brachliegendes Feld zum ersten Mal neu bestellt.
Vielleicht ist die Urlaubszeit eine gute Gelegenheit für einen Neuanfang, zuhause oder nach der Abwesenheit von der Arbeitsstelle.
Dieser Neuanfang lebt davon, dass jemand losgeht, etwas austeilt und weggibt.
Nachdem die Saat ausgestreut ist, kann sie wachsen und Früchte tragen. Dann ist die Ernte möglich.

Das Alte Testament versteht Gerechtigkeit als Zustand in dem jeder Mensch das erhält was er oder sie zum Leben benötigt. Das unterscheidet den Begriff von dem was wir heute darunter verstehen.
Damit ist Gerechtigkeit kein Zustand der zuerst eingefordert werden kann, sondern ein Zustand der durch austeilen erreicht wird. Hosea verheißt darauf die Ernte nach dem Maß der Liebe.

Uta Malzahn