Andacht zum Monatsspruch Juni 2019

Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder

Sprüche 16,24

Ich nasche für mein Leben gern hier und da etwas Süßes. Zu einem Stück Schokolade oder ein paar Gummibärchen kann ich kaum nein sagen. Bei einem Besuch in Hamburg ist ein ganz bestimmter Pralinenladen zur festen Station geworden. Dort gibt es kleine Schächtelchen mit vier besonders leckeren Pralinen und die genieße ich dann richtig: Abend für Abend eine Praline, die man langsam isst, sich auf der Zunge zergehen lässt und deren Geschmack man ganz und gar genießt.
Um diesen Genuss geht es auch in unserem Monatsspruch. Er stammt aus dem Buch der Sprüche und auch wenn dort viele gute Dinge stehen, ist es nicht unbedingt Teil der täglichen Lektüre. Es gibt keine bombastischen Geschichten von geteilten Ozeanen oder brennenden Feuern, sondern es ist eine Sammlung von Sinnsprüchen, die uns im Übrigen häufig im Alltag begegnen. „Stolz kommt vor dem Zusammenbruch und Hochmut kommt vor dem Fall“ heißt es einige Verse vorher. Oder auch: „Wer ein weises Herz hat, spricht vernünftig und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung.“ Der Leser wird belehrt und unterwiesen in seinem gottgefälligen Leben, in Weisheit, Bescheidenheit und Vertrauen auf Gott.
Da fällt dieser Spruch doch etwas aus dem Rahmen: „Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder“. Darf man das? Freundlich mit jedem zu sprechen ist für Christen eine Selbstverständlichkeit und der Genuss, der sich einstellt, wenn man freundliche Worte gesagt bekommt, ist eine wunderbare Erfahrung. Honigseim ist doch aber eine besonders süße und klebrige Sache und seien wir mal ehrlich: Süße und klebrige Sachen sind nicht unbedingt gesund, vor allem nicht im Übermaß. Vielmehr soll man doch gerade nicht so oft naschen, weniger Süßes genießen und stattdessen lieber Sport machen. Und wo bleibt eigentlich meine Beziehung zu Gott bei der ganzen Sache?
Dieser Spruch erlaubt es uns zu genießen und den Genuss zu verteilen. Denn wir lernen – und wissen es auch schon längst – Genuss tut gut: Der Seele, dem Körper und dem Miteinander. Wir sind bewusst geschaffen und für gut befunden und als Christin und Christ darf ich jeden Tag wieder dankbar für diese Freundlichkeit sein. Und ich gebe sie weiter: in freundlichen Gesten, Taten und eben auch in freundlichen Worten, quasi eine Süßigkeit für die Seele meines Nächsten. Und ich bin mir sicher, dass man von dieser Süßigkeit nie genug naschen kann.

Sabrina Engert