Andacht zu Monatsspruch September 2022

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.

Sirach 1,10

Uta Malzahn

Weisheit – dieser Begriff gehört nicht gerade zu meinem alltäglichen Wortschatz. Aber das Wort hat für mich einen positiven Klang. Weisheit ist etwas, was mir erstrebenswert erscheint. Wenn ich darüber nachdenke, was die Bibel zu Weisheit sagt, fällt mir zuerst der folgender Vers ein: „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.“ (Ps. 111,10) In der Basisbibel ist dieser Vers mit den folgenden Worten übersetzt „Weisheit beginnt mit der Ehrfurcht vor dem Herrn“. Diese Formulierung „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“ findet sich übrigens auch ein paar Verse später im Buch Sirach (Sirach 1, 14).Das Buch Sirach gehört zu den sogenannten Apokryphen. Da dieser Teil des Alten Testamentes nicht in allen Bibelübersetzungen enthalten ist, ist er weniger bekannt. Das erste Kapitel beginnt mit der Aussage „Alle Weisheit kommt von Gott und ist bei ihm in Ewigkeit“. In bildhafter Sprache lädt das Kapitel zur Weisheit ein und schließt mit dem Fazit: „Gott lieben, das ist die aller schönste Weisheit.“ Ehrfurcht vor dem allmächtigen Schöpfer der Welt lehrt Weisheit. Das Einordnen der eigenen Person in den Kontext der Größe der Schöpfung ist die Grundlage der Weisheit. Vielleicht gehört auch das Entschleunigen dazu, nicht das schnelle Handeln, sondern das Wachsen und Gedeihen lassen. Das Buch Sirach ist in der griechisch geprägten Wissenschaftskultur entstanden. Menschliches Erkenntnisstreben war von zentraler Bedeutung. In diesem Punkt ist die Ausgangssituation gar nicht so viel anders als unsere Heutige. Mit dem weltweiten Internet steht uns nahezu unendlich viel Wissen zur Verfügung. Aber je mehr wir wissen, desto mehr Weisheit ist nötig, um mit dem Wissen umzugehen. Aktuell wissen wir, dass vermutlich schwierige Zeiten auf uns zukommen werden. Von der Klimakrise, über den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise zu einer hohen Inflation wissen wir um viele Herausforderungen. Da ist Weisheit gefragt, um mit dem Wissen um die Herausforderungen umzugehen. Nicht das Wissen, welches Macht gibt, hilft zum gelingenden Leben und ohne Liebe fehlt etwas. Schön wird die Weisheit, wenn sie im liebenden Vertrauen auf Gott gelebt wird. Sich Gott anzuvertrauen und sich von ihm beschenken zu lassen, das ist die aller schönste Weisheit – auch wenn der heutige Zeitgeist eher dafür spricht das Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu optimieren. In diesem Sinn wünsche ich uns allen Weisheit zur Gestaltung des Alltages.

Uta Malzahn