Andacht zum Monatsspruch März 2018

Christus spricht: Es ist vollbracht!

Joh. 19, 30

Wie ist das bei einer Olympiade, wenn eine Sportlerin oder ein Sportler beim Wettkampf die letzten Kräfte mobilisiert hat, am Ziel angekommen ist, die Hände in die Luft wirft und ruft: „Ich hab‘s geschafft!“? Ich werde das Gefühl nicht los, dass Jesus bei seinem Sterben am Kreuz nicht nur das Ende des Leidens, sondern auch Erleichterung und Glück gespürt haben mag, als er rief: „Es ist vollbracht!“.
Im Griechischen steht da nur ein Wort, das es in sich hat: „tetelestai“. Der Begriff lässt mehrere Übersetzungen und Deutungen zu, von denen ich einige herausgreifen möchte. Ein Wanderer hat nach Strapazen sein Ziel erreicht, ein Handwerker seine Arbeit solide abgeschlossen, ein Maler sein Werk beendet, ein Käufer dem Händler die vereinbarte Summe vollständig bezahlt. Der Ausgang entscheidet, verleiht allem Vorherigen seinen Sinn.
„Tout est accompli!“ so steht dieses Wort in der französischen Bibel. Es legt einen zweiten Schwerpunkt, dass ALLES vollbracht ist. Nichts wurde vergessen oder wäre unvollendet, Stückwerk geblieben, wie das häufig bei Menschen geschieht, die Geschichte geprägt haben – Schließlich zur letzten Besonderheit dieses Wortes, es müsste eigentlich so übersetzt werden: Es ist vollbracht, ein für allemal!
Dieses Schlusswort Jesu verstehe ich als Schlüssel zu seinem Leben und Wirken. Es braucht kein anderer zu kommen, um zu wiederholen oder gar zu überbieten, was da am Kreuz für die Welt, für dich und für mich geschehen ist. Christus hat Menschen geheilt – damals und auch heute. Christus hat von Schuld befreit – damals und auch heute. Christus hat Kinder gesegnet – damals und auch heute. Christus hat unter Ungerechtigkeit gelitten – damals wie heute. Wenn er heute nicht leiblich anwesend ist, so gibt er doch Menschen seinen guten Geist und befähigt sie mit Gaben, damit andere ihn durch sie erfahren. Das Ende Jesu bringt die tiefgreifende Wende für uns. Von dieser Wende her können wir leben in der Hoffnung, dass sich bei uns vieles zum Guten wenden kann. Aber die Wirklichkeit steht dem oft entgegen und wir erleben, wie Völker sich bekriegen, wie Menschen Opfer von Gemeinheit und Hass werden. Sollen wir deswegen die Flinte ins Korn werfen? Keineswegs. Dieses Wort Jesu am Kreuz ist auch ein Wort der Hoffnung und des Trostes, sich nicht entmutigen zu lassen. Es macht durchaus Sinn, wenn wir – in aller Vorläufigkeit und in allem Stückwerk – tun und vollbringen, was Jesus getan hat.

Pfr. i. R. Johann-Albrecht Link