Gedanken zum Ewigkeitssonntag

Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, 
von Gott aus dem Himmel herabkommen, 
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

                                                     Offenbarung des Johannes 21,2

Seit diesem Frühjahr lese ich diesen Vers aus dem letzten Buch der Bibel mit anderen Bildern im Kopf als in den Jahren zuvor.
Kurz vor Ostern war ich mit einer Gruppe in Israel. Wir besuchten nicht nur historische Stätten und Kirchen, sondern wir nahmen das Heilige Land unter die Füße: Wir pilgerten.
Wir wanderten zum Beispiel am See Genezareth – ein Stück des Weges von Nazareth zum See. Den Weg, den auch Jesus gegangen sein muss, bevor er begann, in Galiläa zu wirken.
Später auf der Reise gingen wir an zwei Tagen den alten Pilgerweg von Jericho nach Jerusalem – durch steinige Wüste und durch eine Schlucht, die sich immer höher schraubte.
Jericho ist die tiefst gelegenste Stadt der Welt – 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Tempelberg in Jerusalem liegt 750 Meter über dem Meeresspiegel. Wir wanderten also hinauf nach Jerusalem.
Ich kann jetzt erahnen, wie es Pilgern vor 2000 Jahren gegangen sein muss. Eine lange entbehrungsreihe Wanderung durch wüste Gegenden. Und dann ist es ein erhebendes Gefühl, wenn nach der letzten Bergkuppe vor der Stadt sich auf einmal der Blick weitet und die Heilige Stadt am Horizont erscheint.
Das Ziel ist plötzlich vor Augen. Gottes Wohnsitz zum Greifen nah.
Dieses Gefühl haben die Menschen vor Augen, die das letzte Buch der Bibel geschrieben haben – die Offenbarung des Johannes. Eine Vision, wie es sein wird am Ende der Zeit.
Sie haben das Leben als entbehrungsreichen Weg erlebt. Einen Pilgerweg hin zu Gott.
Und Sie träumen von dem Ende ihres Leidens. Dabei haben sie vor Augen, wie es sein wird, in Freude ein neues Leben bei Gott zu beginnen.

Christian Berndt,
Superintendent in Winsen