Andacht zum Monatsspruch Juni 2020

Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder
1. Könige 8,39

Die Feierlichkeiten zur Einweihung des Jerusalemer Tempels waren damals beeindruckend und erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn. In seinem Gebet wendet sich König Salomo an den treuen und barmherzigen Gott Israels, der sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens in eine neue sichere Heimat geführt hat. Er bittet ihn um Nähe und Beistand. Der Tempel wird so zu einem Ort des Flehens nach besonderer göttlicher Nähe, nach Gerechtigkeit und Vergebung. Allein die Vorstellung, dass Salomo Gott in diesem Moment so nah sein konnte, bewegt mich sehr. Dass wir nun auch wieder die Möglichkeit haben, gemeinsam in unserer Kirche Gottesdienst zu feiern, ist ein ebenso bewegender Moment, wenn es auch nicht so pompös wie damals in Jerusalem sein darf. Wir halten Abstand und nehmen Rücksicht. Das tun wir aus Liebe zu unseren Mitmenschen und aus Verantwortung für die Welt, denn die Plagen, Nöte und Schrecken – so fährt Salomo in seinem Gebet fort – bedrohen uns Menschen jederzeit. Aber Salomo ist sicher, dass Gott uns auch in solchen Momenten der Angst und Sorge hört. Auch wenn Gott fern im Himmel thront, so weiß Salomo um seinen Beistand und seine Gnade. Gott wird jedem das geben, was er braucht, denn er allein kennt das Herz seiner Menschenkinder. Und damit ist nicht allein das Volk Israel gemeint. Fremde aus allen Ländern der Erde werden von Gott gehört und sie werden seine mächtige und mildtätige Hand spüren. Auch wir.
Diese Verheißung, dieses Erkannt- und Gekanntwerden kann uns in den nächsten Wochen tragen. Vielleicht erfahren wir Rückschläge, vielleicht sind wir frustriert oder wütend, wenn es nicht so wird, wie wir es uns gewünscht haben. Aber trotzdem dürfen wir jederzeit vor Gott treten und können uns sicher sein: Er ist uns nahe. Er allein kennt uns bis in unseren innersten Herzenswinkel hinein. Und er wird uns begleiten in allem was wir erflehen und tun.

Sabrina Engert