Andacht zum Monatsspruch Juni/Juli 2023

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. 

1. Mose 27 Vers 28:

Dieser Vers ist ein Segenswort. Wir finden ihn im ersten Abschnitt der Bibel bei den Geschichten über die Urväter des Volkes Israel. Der Segen wurde vom Vater einmalig an den erstgeborenen Sohn weitergegeben. Gott sollte ihm Reichtum und Ansehen schenken. 

Segen begleitet auch unser Leben. Wir empfangen ihn u.a. bei der Taufe, der Konfirmation, der Hochzeit und wöchentlich im Gottesdienst. Segen ist ein Geschenk Gottes. Man kann ihn sich nicht verdienen und auch nicht erkaufen. Er ist keine Belohnung für Wohlverhalten. Man kann ihn aber erbitten – oder etwa auch erschleichen? So war es bei dem Segen, der dieser Andacht zugrunde liegt. Es geht um Jakob. Der kam als Zwilling zur Welt. Sein Bruder Esau war jedoch der Erstgeborene. Auf ihn wartete der Familiensegen, den er als erwachsener Mann erhalten sollte. Jakob allerdings war der besondere Schützling seiner Mutter. Auf ihr Anraten und mit ihrer tatkräftigen Unterstützung gelang es Jakob, seinen Bruder zu hintergehen und seinen erblindeten Vater zu täuschen. So wurde ihm anstelle seines Bruders Esau der Familiensegen vom alten Vater zugesprochen. Als der Betrug ans Licht kam, gab es kein Zurück. Der einmal erteilte Segen konnte Jakob nicht wieder abgenommen werden. Und so ging der Bruder leer aus. Das führte dazu, dass Jakob sein Elternhaus und seine Heimat verlassen musste, denn Esau trachtete ihm in seinem Zorn nach dem Leben. Als sich nach vielen Jahren beide Brüder wieder begegnen sollten, bekam Jakob erneut Angst vor einer möglichen Vergeltung des Esau. Gleichzeitig beschlichen ihn Zweifel, ob der unrechtmäßig erworbene Segen noch Gültigkeit hatte. So rang er eine ganze Nacht lang mit Gott, bis der ihm diesen Segen noch einmal zusprach. Erst danach war Jakob bereit, Esau zu treffen. Dabei kam es schließlich zur Versöhnung der beiden Brüder. Jakob hatte ein sehr bewegtes, aber gesegnetes Leben. Er war nicht nur wohlhabend, sondern aus seinen zahlreichen Nachkommen ging am Ende das Volk Israel hervor. 

Diese biblische Geschichte zeigt, dass Segensworte keine leeren Sprüche, sondern eine Gabe Gottes sind, deren Wirkung spürbar wird. Das Gute in unserem Leben verdanken wir nicht nur uns selbst, nicht unserem Können oder unseren Verdiensten. Wir sind und bleiben angewiesen auf die Freundlichkeit von Menschen, aber besonders auf die Güte Gottes. Weil er uns gnädig ist, schenkt er uns seinen Segen. Gesegnete Menschen sind von Gott gezeichnet, denn das Wort „Segen“ leitet sich in seiner Bedeutung vom lateinischen Verb „signare“ (signieren) ab. Diese Menschen gehören zu Gott. Er stellt sich im Leben auf ihre Seite. Darum ist der Segen so wertvoll und unverzichtbar, auch für mich. 

Renate Grote